Max Gubler (1898 – 1973) gehört zu den Malern, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine «moderne schweizerische Kunst» hervorgebracht haben. Es ist nicht ganz einfach, dieses Phänomen genauer zu bestimmen. In willkürlicher Auswahl könnten etwa die Giacomettis (vor allem Giovanni), Willy Guggenheim alias Varlin oder Ernst Morgenthaler als weitere typische Exponenten genannt werden.
Die Periode von der Jahrhundertwende bis etwa in die späten Fünfzigerjahre war die Epoche der Klassischen Moderne mit den Grossen der Malerei: Picasso, Matisse, Bonnard, Braque, Beckmann, de Vlaminck und wie sie alle heissen. Sie beeinflussten selbstverständlich auch die Schweizer Maler. Bei Gubler findet sich viel Matisse, sicher auch Dérain und Beckmann. Dabei bleibt er durchaus eigenständig. Aber im Vergleich mit den ganz Grossen der Zeit fällt eine gewisse Mässigung auf. Gubler ist ein höchst qualitätsvoller, aber kein sehr wagemutiger Künstler. Ihm geht es nicht darum, der Malerei neue Ausdrucksweisen zu erobern, sondern er bewegt sich auf kartographiertem Terrain.
Diese Haltung gibt der durchaus verschiedenartigen Schweizer Kunstszene dieser Jahre das Gepräge. Man hat nicht den Ehrgeiz oder fühlt sich nicht künstlerisch gedrängt, Avantgarde zu sein. Malerei hat in diesem artistischen Milieu eine stark handwerkliche Komponente – was zweifellos keine Abwertung bedeutet. Aufschlussreich ist die folgende Aussage von Gublers Malerkollege Ernst Morgenthaler: «Malen heisst Ordnung schaffen, eine kleine Welt erzeugen, in der sich alles einem Willen zur Harmonie unterordnet.» – Wollte man zu definieren versuchen, was das Schweizerische an der «modernen schweizerischen Kunst» sei, so wäre wohl das Wichtigste mit diesem Satz bereits gesagt.
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