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Finden Sie diesen Artikel interessant?

Es facebookt auf der NZZ-Website. Nicht nur, dass seit gestern die NZZ ihre Artikel an „Instant Articles“ von Facebook liefert. Nein, es halten auch Facebook-Sitten auf der Homepage der altehrwürdigen Zeitung Einzug. Hat man dort einen Beitrag gelesen, so steht an dessen Ende die Frage: „Finden Sie diesen Artikel interessant?“ Klickt man auf den daneben stehenden Ja-Button, so quittiert die Site mit einem höflichen „Vielen Dank!“

 

Ist das nun der Level intellektueller Auseinandersetzung, den die NZZ sich für den Umgang mit ihren Artikeln vorstellt? Daumen rauf – wie bei Facebook?

 

Für die Verlagsleute ist das neue Spielzeug zweifellos toll. Sie können jetzt ablesen, welche Kategorien von Nutzern (Websites werden ja nicht „gelesen“, sondern „genutzt“) welche Artikel aufrufen und zu welchen Anteilen als „interessant“ einstufen.

 

Und was fangen die Verantwortlichen der NZZ nun mit diesen Daten an? Werden sie die Website „optimieren“? Die Eigenschaften der als „interessant“ gewerteten Beiträge herausdestillieren und daraus wiederum Vorgaben für die Redaktion gewinnen? Oder werden die Journalisten und Redaktorinnen künftig nach der Menge ihrer „interessant“-Klicks honoriert?

 

Was mache ich jetzt als abonnierter Leser der NZZ-Site? Soll ich „interessant“-Klicks verteilen und damit diesen Unsinn fördern? Oder schade ich etwa denen, die tolle Beiträge liefern, wenn ich das Spielchen verweigere?

 

Ich lasse das Klicken bleiben. Es beleidigt die Intelligenz der Macher. Und die der Lesenden. Und es zieht die Qualität der NZZ in Zweifel.

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