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Überprüfung eines Vorurteils

Der Besuch der Ausstellung in der Fondation Beyeler dient dem Versuch, mein altes Vorurteil zu überprüfen, Monet sei ein Langweiler und bewege sich oft am Rand des Kitschs.

 

Beyeler in Riehen/ Basel zeigt Werke Monets von den späten 1870er bis zu den frühen 1900er Jahren. Darunter finden sich tatsächlich eine Handvoll Landschaftsbilder, die mich packen. Sie spielen nicht nur mit Stimmungen (des Betrachters), sondern sie experimentieren mit der Umsetzung von Lichteffekten in Farbe, Pinselführung, Struktur, Komposition. Da ist wohl das Neue entstanden, dem Monet seinen kunsthistorischen Rang verdankt. Auch 130 Jahre später ist diesen Bildern das Ringen um den künstlerischen Ausdruck, um eine neue Bildsprache anzumerken.

 

Im Gesamten aber herrscht der Eindruck von Routine. Mit milchigen Schleiern werden da Geheimnisse suggeriert, wo bloss raffinierte Technik waltet. Viel zu oft die rote Sonne im Nebel, die Lichtreflexe auf dem Wasser, die ikonischen Bauten in Dunst und Gegenlicht. Das Verdikt des Kitschs liegt in genau dem Sinn nahe, wie Richard Wagner ihn definiert hat: Kitsch ist Wirkung ohne Ursache. Manche dieser Gemälde würden, trügen sie nicht den grossen Namen, unter konventioneller Dutzendware rubriziert.

 

Seinen Platz in der Kunstgeschichte kann man Monet selbstverständlich nicht streitig machen. Als radikaler Impressionist hat er der Malerei Impulse gegeben und die Kunst seiner Zeit stark beeinflusst. Sein Gesamtwerk ist daher von grosser Bedeutung. Die einzelnen Werke jedoch sind es nur ausnahmsweise.

 

Mit den Nymphéas, den in – gefühlt – fast allen grösseren Museen vorhandenen Seerosenbildern, ist Monet geradezu in Serienproduktion gegangen. Hier hat er sich als Maler der Effekte ausgetobt. Hier herrscht die umfassende Gefälligkeit, eine Ästhetik ohne jeden Widerstand.

 

Vor fast fünf Jahren zeigte die Fondation Beyeler Jeff Koons. Auch diese Ausstellung besuchte ich mit einiger Reserve, aber doch mit Neugier. Der Blogpost zur Koons-Ausstellung berichtet davon. Ohne allzu kühne Vergleiche zwischen Monet und Koons anstellen zu wollen: Vielleicht würden die beiden sich ganz gut verstehen.

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