Stephan Wackwitz schaut in seinem neuen Buch «Geheimnis der Rückkehr» auf sein Leben als Kulturdiplomat im Dienst des Goethe Instituts. «Sieben Weltreisen» – so der Untertitel – hat er absolviert. Dabei ist er einen verschlungenen Weg vom schwäbischen Pietismus zu einer ironischen Selbstdistanz gegangen.
Nach langer Zeit ein Buch nochmals zu lesen, das einmal mächtig Eindruck gemacht hat, ist eine Erfahrung, in der man nicht nur das Buch, sondern auch sich selbst neu kennenlernt.
Marcel Proust ist auch als Briefschreiber grossartig. Ein Bijou ist sein Schreiben an einen Korrespondenzpartner, dessen Schrift offenbar kaum zu lesen war. Proust kritisiert ihn mit unnachahmlicher Eleganz.
Eine Briefstelle Prousts führt zur Zisterzienserabtei von Pontigny, zu Mönchen, Weinbauern und Buchdruckern und endlich zu Prousts Korrektur-Exzessen auf den Druckfahnen der Recherche.
Der Autor hat sich an das Riesenwerk «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» gewagt. Über dieses Leseabenteuer gibt er einen persönlich gefärbten Bericht in vier Teilen. Der erste spricht von der Recherche als einer Schule des Lesens und Erinnerns. Beides führt nicht weg von der gesellschaftlichen Wirklichkeit, sondern tief in sie hinein.
In «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit», dem grossen Roman des Fin de siècle, deckt die Ablehnung von Juden und Homosexuellen die Brüchigkeit der Gesellschaft auf.
Zum Schluss des siebenbändigen Romans «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» zerfällt die Gesellschaft im Weltenbrand des grossen Kriegs. Sinn und Glück gibt es nur im Erinnern.